Subversive bookfair in Brussels

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Von einigen Notwendigkeiten

Wir befinden uns zweifelsohne an einem Punkt, an dem es viel abzuwerfen, zu übersteigen und neu zu erfassen gilt, um uns aus dem Sumpf zu ziehen, in den uns die Fortschritte des Kapitals und die Irrwege der Befriedung getrieben haben. Um zurückzuerlangen, was sich eigentlich von selbst versteht: dass wir als Anarchisten eine revolutionäre, und somit eine aufständische Perspektive haben, das heisst, Projekte, die lokal und international konkret in diese Richtung arbeiten.
Während der letzten Jahre äusserte sich da und dort das Bedürfnis nach « dem Neuen, das auf sich warten lässt », nach « Hypothesen, die es noch zu formulieren gilt », nach Projektualitäten, die endlich die etablierten Grenzen übersteigen. Ja vielleicht nach etwas, das sich jenseits der spezifischen Kämpfe entwickelt, die wir in unseren Kontexten führen (und zweifellos weiterhin führen sollten), etwas, um die Debatte und Agitation allgemeiner um jene Ideen wieder aufzufrischen, die uns schliesslich grundlegend sind: die Anarchie und die soziale Revolution.
Was verstehen wir heute darunter? Wie sprechen wir davon? Wie kann die Anarchie wieder eine lebendig diskutierte, revolutionäre Möglichkeit gegenüber dem gegenwärtigen Elend werden? Wenn das klassische Model des Aufstands und der Revolution längst obsolet wurde, wie betrachten wir heute die Perspektive einer fundamentalen sozialen Umwälzung? Wie könnte heute eine revolutionäre Praxis aussehen, unser qualitativer Beitrag als anarchistische Minderheit innerhalb der sozialen Konfliktualität? Im Alltag, sowie in den Unruhen, die bestimmt weiterhin, mit oder ohne unser zutun, um uns herum ausbrechen werden?
Die Diskussionen und Hypothesen, die Agitation und die Projektualitäten, die sich um diese Fragen drehen, sind meiner Meinung nach etwas, das wir über den eigenen spezifischen Kontext hinaus, auf internationaler Ebene entwickeln sollten. Die Büchermesse in Brüssel 2011 könnte ein Anstoss dazu sein, ich denke aber, dass dazu zunächst einige Dinge notwendig sind…

Von der Selbstbeschränkung und der Aufständigkeit
Während der vergangenen Jahrzehnte hat sich in den anti-autoritären Umfeldern eine Art Selbstbeschränkung breitgemacht, eine gewisse Haltung, die den Eindruck erweckt, die eigenen Ideen und ihr revolutionäres Potential nicht wirklich ernst zu nehmen. Wer aus dem Vertrauen in seine Ideen, auch die Verantwortung für sie übernimmt, indem er konkrete Handlungsvorschläge ausarbeitet, wird oft misstrauisch angeschaut. Wer eine eigene Projektualität entwickelt und gar davon spricht, dass wir fähig sein könnten, Aufstände zu provozieren, erntet skeptische Blicke. Solche Ereignisse seien etwas, dass uns fern läge, etwas, dass von den « objektiven Bedingungen » abhinge. Mit diesen und andern Argumenten verbreiten die Skeptikter ein Bild vom Aufstand als abstraktes zukünftiges Ereignis und das Vergessen davon, dass das Vorbereiten und Ausprobieren von kleineren und grösseren aufständischen Versuchen unter Anarchisten seit jeher eine Methode zur Propagierung ihrer revolutionären Absichten war. Gewiss, unter jenen Anarchisten, die ihr Verlangen nach Freiheit nicht mit den “milieus libres” zufriedenstellen konnten und auch nicht mit dem Warten auf das zahlenmässige Anwachsen irgendeiner Organisation. Unter jenen, die stets glaubten, dass die Revolte ansteckend ist, ebenso wie die Solidarität, und die ihre Ideen im Kampf als Teil der Unterdrückten verbreiten wollten, anstatt darauf zu warten, bis irgendwelche abstrakten « Unterdrückten » zu kämpfen beginnen.
Aufständisches Agieren ist also gewiss nicht die Erfindung einiger italienischer Gefährten, die es vielleicht etwas allzu sehr schematisierten  – um nicht zu sagen ideologisierten (denn, wie man dazu auch stehen mag, nicht die Formulierungen einer Theorie, sondern die Individuen entscheiden, sie auf ideologische, bzw. schematische Weise zu verwenden oder nicht). Der « anarchistische Insurrektionalismus », wie er in Italien in den 80ern und 90ern theoretisiert und praktiziert wurde, entstand aus dem Verlangen, auch in Zeiten sozialer Befriedung eine aufständische Praxis zu bewahren, in Zeiten, in denen in den meisten anderen Ländern eine offensive anarchistische Diskussion und Bewegung quasi abwesend war. Darin lag seine Qualität, die besonders in den letzten 10-15 Jahren viele Kameraden in diesen anderen Ländern inspirierte. Darin liegen aber heute auch seine Grenzen: in der Tatsache, dass jene Methode, die von gewissen Kameraden relativ exklusiv theoretisiert wurde, in einem spezifischen Kontext entstand. Ein Kontext, der seine eigenen Anforderungen stellte und seine eigenen Möglichkeiten bot, die ich persönlich zu wenig kenne, um von möglichen « Fehlern » zu sprechen. Jedoch ein Kontext, der heute gewiss nicht mehr derselbe ist.
Vielleicht wäre es angebrachter, die reichhaltigen Erfahrungen dieses « Insurrektionismus » kritisch zu evaluieren, anstatt das Wort einfach unter den Tisch zu kehren…

Von der Sprache
Für eine lebendigere internationale Diskussion unter Anarchisten scheint es mir nötig, zunächst eine Sprache zu finden, die diesem Bedürfnis entspricht. Eine Sprache, die weder beabsichtigt, die Differenzen zu Gunsten einer falschen Einheit zu verwässern, noch sie auf eine solche Art und Weise zuzuspitzen, dass jegliche gemeinsame Debatte unmöglich wird. Eine Sprache, die vermeidet, sich in metaphorischen Schweifungen oder in rethorischem Hick-Hack zu verlieren, sondern versucht, die Dinge klar und deutlich auf den Punkt zu bringen. Denn nur so können brauchbare Hypothesen entstehen und nur so können wir Projekte ermöglichen, die nicht trotz, sondern durch die Differenzen leben, die schliesslich zwischen jedem einzelnen Individuum bestehen. Und zwar indem diese Differenzen als Konflikte innerhalb dieser Projekte Raum haben. Als eine Art Motor für die Kritik und die Selbstkritik. Wichtig ist schliesslich, dass die Konflikte klar und deutlich auf den Tisch gebracht werden. Denn im Grunde verweisen doch allzu viele auf irgendwelche persönlichen Geschichten, die sich im rhethorischen Gefecht entladen…

Ein weiterer Punkt ist die Sprache in unserer Agitation. In Zeiten, in denen die Bedeutung der Worte mehr denn je von der Macht verzerrt wurde, sollten wir uns vielleicht lieber gut überlegen, wieviel Interpretationsspielraum wir in unseren Flugblättern und Plakaten durch schwerverständliche Konzepte oder Passpartout-Begriffe übriglassen wollen. Allzu oft vergessen wir, dass für jene, die sich bisher wenig mit subversiven Ideen auseinandersetzten, die Referenzen der Worte vor allem die Referenzen der Macht sind. Wenn wir die Verzerrungen der Macht vertreiben und wieder eine eigene Sprache finden wollen, dann denke ich, sollte diese eine einfache und deutliche Sprache sein, eine, die die Dinge gerade heraus sagt, eine, die sich unter den Enteigneten teilen lässt.

Ich möchte auch hier nochmal kurz nach Italien abschweifen, wo in den letzten Jahrzehnten eine anarchistische Agitation präsent war, die viele Kameraden in anderen Ländern inspirierte, unter anderem auch im « Schreibstil ». Nur um kurz die Frage aufzuwerfen, inwiefern vielleicht die Repression, die dort in den letzten Jahren stets sehr spürbar war, auch auf die Wahl der Worte einwirkte? Auf die Tendenz beispielsweise, auf die Bildsprache zurückzugreifen, anstatt die Dinge deutlich auszusprechen?
Und ich bin gewiss kein Gegner von Poesie, im Gegenteil, doch liegt die Poesie der Armen nicht oft gerade in ihrer Einfachheit? Wo bleibt die einfache Schönheit jenes « Unkontrollierten der Eisenkolonne », die zügellose Direktheit eines « Libertad », die unvoreingenommene Verständlichkeit eines « Malatesta »?

Nichts anzubieten?
Wir haben kein Programm, das passive Anhängerschaft ermöglicht, wir haben keine Patent-Lösung, der man sich verschreiben kann, es gibt keine Form, keine Praxis, keine Lebensweise, die wir preisen könnten, als ob sie an sich die Freiheit enthielte. Wir wollen nicht wie die Syndikalisten den Streik, wie die Kollektivisten das Assemblea, oder wie die Verherrlicher des bewaffneten Kampfes die Waffe als ultimativen Weg zur Erlösung verkaufen, weil wir denken, dass erst das Wieso und das Wie der gewählten Mittel ihre Qualität ausmacht. Ebenso kämpfen wir nicht, um irgendwann irgendeinen erhofften, vordefinierten Zustand zu erlangen, denn so opfern wir nur unser Leben im Jetzt auf und werden unvermeidlich enttäuscht. Freiheit als Ideal ist eine Spannung, etwas anzustrebendes, aber im Grunde nichts zu erreichendes, nichts das man errichten und vollenden kann, sie ist ein soziales Verhältnis zwischen Individuen in ständiger Konstruktion, kein Modell, kein Schema. Das Verlangen nach ihr sucht sich je nach Situation seine Ausdrucksformen. Darum könnte man wahrlich sagen, dass wir nichts anzubieten haben. Und sei es nur schon dadurch, dass uns das Verhältnis von Angebot und Anhänger anwidert. Doch aus der weiter oben schon erwähnten Selbstbeschränkung hat sich eine Art Karikatur dieser durchaus richtigen Feststellung entwickelt: das Misstrauen gegenüber jeglicher Bekräftigung einer Idee, eines Vorschlags, eines Projektes, indem darin sogleich die politische und missionarische Logik gesehen wird. Diesem Misstrauen scheint das Verlangen fremd, die eigenen Träume in die Realität zu tragen, die eigenen Ideen zu bekräftigen, um sie mit anderen zu teilen, mit ihnen zu experimentieren, sie weiterzuentwickeln, neue zu schmieden und andere wieder zu verwerfen, während man seinen Weg geht und nach und nach seine eigene Projektualität, seine revolutionäre Perspektive entwickelt.
Nein, die Tatsache, dass wir nichts anzubieten haben, heisst gewiss nicht, dass wir keine Vorschläge zu machen haben. Denn als Anarchisten haben wir gute Vorschläge, die wohl vielversprechendsten, die ich kenne, um dem Leben die Freude zurückzugeben und die Mauern einzureissen, die unsere Vorstellung und Empfindung von Freiheit einschränken. Und dennoch Vorschläge ohne Garantie, ohne Sicherheit. Vorschläge, über die jeder, der sich von ihnen inspirieren lässt, die eigene Verantwortung trägt. Denn nur so lassen sich Komplizen finden, Individuen, die aus eigener freier Entscheidung die selbe Richtung einschlagen wie wir.
Darum lasst uns diese Selbstbeschränkung überwinden und mit dem Selbstbewusstsein von Revolutionären bekräftigen, dass wir Ideen haben, um das Elend zu beseitigen, dass das Leben für so viele Menschen geworden ist, Ideen, reich an unzähligen Erfahrungen, in konstanter Weiterentwicklung, Ideen, die wir allen vorschlagen können.
Wenn auch klar ist, dass der Diskurs in unseren spezifischen Kämpfen ein revolutionärer Diskurs ist, denke ich dennoch, dass dafür Projekte nötig sind, die unsere Ideen relativ unabhängig von diesen Kämpfen sozial in Umlauf bringen. Projekte, die der Frage Raum geben, Wieso und folglich Wie wir kämpfen und leben wollen, die die Ideen von Herrschaftslosigkeit, vom Individuum, von der Affinität, von der Selbstorganisation, von Autonomie, von Solidarität, von Freiheit nicht nur ansprechen und bekräftigen, sondern immer wieder und auf verschiedenste Arten ausführen und vertiefen.

Von der revolutionären Projektualität und vom Internationalismus
Wenn ein Revolutionär jemand ist, der eine eigene Projektualität, eine vielleicht vage, aber persönliche Vorstellung der nächsten Schritte hat, die angebracht sein könnten, um die Verbreitung subversiver Ideen und aufständischer Situationen zu begünstigen, nicht jemand mit einem Programm, sondern jemand, der, das Unmögliche in Aussicht, Schritt für Schritt das Mögliche ertastet; wenn ein Revolutionär jemand ist, der sich viel bewegt, der die internationale Situation, die verschiedenen Konflikte und Diskussionen kennt, und dennoch, oder gerade dadurch seinen eigenen Kontext am besten kennt, jemand, der eine Perspektive entwickelt und versucht, subversive und offensive Projekte in dieser Perspektive zu verwirklichen; wenn ein Revolutionär jemand ist, der von der Liebe für emanzipatorische Ideen, von der Würde, die immer wieder in den Revolten aufflammt, und von einer Ahnung der zerstörenden, umwälzenden und kreativen Kraft, die nur die soziale Revolution entfesseln kann angetreiben wird – so scheinen mir die Revolutionäre heute selten geworden zu sein.
In vielen Ländern kann man heute sagen, dass es nicht an Unruhen mangelt, sondern vielmehr an revolutionären Praktiken. Diese liegen meiner Meinung nach weniger darin, den “sozialen Bewegungen” zu folgen und den Unruhen schlicht aufzuspringen, die sich sowieso schon entwickeln, sondern darin, bei solchen Unruhen vorbereitet zu sein und in ihnen als Revolutionäre agieren zu können, das heisst, in praktischer sowie in inhaltlicher Hinsicht dazu beizutragen, dass sie weiter gehen.
Dieser Mangel ist die unweigerliche Konsequenz der Selbstbeschränkung und folglich der Perspektivenlosigkeit, die sich in den letzten Jahrzehnten verbreitete. Und, um es zu wiederholen, eine Perspektive ist kein Programm, kein Plan, sondern eine gewisse Vorstellung der Möglichkeiten. Darum die Notwendigkeit, aufständische Hypothesen zu entwicklen, die unserer jetztigen Situation entsprechen und  diese Vorstellung nähren könnten.
Die Ausgangslage dazu scheint in Ländern, in denen die anarchistische Bewegung in den vergangenen Jahrzehnten wenig bis keine Kontinuität hatte eine andere, manchmal sogar eine fruchtbarere, als in Ländern wie Italien und Spanien, wo die Diskussion zwar relativ ununterbrochen war, heute aber oft in diversen alten Konflikten feststeckt oder zur Spezialisierung nach Thematiken tendiert, die scheinbar den Anarchismus überwiegen. Darum die Wichtigkeit, diese verschiedenen Kontexte, die verschiedenen Erfahrungen, Überlegungen und Perspektiven zu verschmischen. Wenn der Internationalismus wieder aufleben soll, dann muss auch der Austausch, das Reisen und die gegenseitige Bekanntschaft unter den Kameraden wieder aufleben, die versuchen, eine revolutionäre Projektualität zu entwickeln. Ein solcher Internationalismus hätte keinen formellen Ausdruck nötig, und nicht Mal so sehr eine Häufung der punktuellen Begegnungsmomente durch internationale Treffen (deren Bedarf sich fortwährend zeigen wird), sondern vor allem mehr Projekte und Begegnungen jenseits der Grenzen, sowie ein konstantes gegenseitiges Bezugnehmen in der Praxis und in unseren Schriften. Er wäre die wirkliche Beseitigung der Grenzen aus unseren Köpfen…

Vorschlag
Mein Vorschlag wäre es, die Erschaffung verschiedener anarchistischen Zeitungen ins Auge zu fassen, die jeweils nach Land oder nach Sprachraum verbreitet werden. Zeitungen, die unabhängig voneinander verfasst werden, aber regen Austausch, Bezug und Debatte unter sich pflegen. Deren Artikel würden sich sowohl an die internationale anarchistische Bewegung, wie an die Leute auf der Strasse wenden. Somit wäre die Ambition nicht eine theoretische Komplexität, sondern vielmehr eine Einfachheit und Deutlichkeit im Ausdruck. Das Gewicht läge darauf, eine Sprache für unsere Ideen zu finden, zu versuchen, diese Ideen aus allen möglichen Winkeln zu beschreiben und zu vertiefen. Sei es durch Analysen oder Hypothesen, durch Vernunft oder Leidenschaft, durch alltägliche Ereignisse oder durch grosse Träume, durch Revolten von heute oder solche von gestern, durch unsere Worte oder solche, die längst verhallten, schliesslich durch all das, worin wir in dieser verdorbenen Welt ein Funke von jenem Leben sehen, das wir uns wünschen. Die Ambition wäre also vor allem, die Denkbarkeit von jenem völlig anderen zu stimulieren, das die Freiheit sein könnte – um jenseits aller Grenzen wieder eine revolutionäre Perspektive zu verbreiten.

Erinnern wir uns aber auch daran, dass zu Zeiten, als der Internationalismus lebendig war, in verschiedensten Ländern diverse anarchistische Zeitschriften kursierten, die die Debatte nährten. Wenn wir die heutige Leere betrachten, was Zeitschriften und Geschriebenes im Allgemeinen betrifft, wenn wir die häufige Vagheit in unseren Diskussionen betrachten, dann drängt sich auf, dass es wohl zunächst die Hemmung zu durchbrechen gilt, die eigenen Ideen in klare Worte zu fassen. Beim obigen Absatz schlug ich vor, solche Zeitschriften ins Auge zu fassen, damit meine ich, ihre Entwicklung in die Gänge zu leiten, ihr aber die nötige Zeit zu geben, um fruchtbar zu sein. Denn wenn sie die blosse Frucht der wenigen « Schreiberlinge der Bewegung » wären, scheint mir ihr Potential verfehlt…

Tanzschritt der Dogmen

Ich schreibe diesen Text als mein Lesen einer Geschichte die viele andere Menschen zusammen mit mir durchlaufen haben. Dennoch begreife ich, dass ein und dieselbe Geschichte, so klein sie auch sein mag, in ein Farbenprisma von Interpretationen zerfällt, was unbezweifelt mit der nicht zu reduzierbaren Perspektive eines jeden Individuum übereinkommt. Leider kommt diese Vielfältigkeit selten zum Ausdruck. Mit diesem Text will ich schon mal eine Farbe hinzufügen. Ich denke damit einige Diskussionspunkte anzuführen, die für Gefährten im Ausland erkennbar sind.

Mit diesem Text will ich diesen Diskussionen „Daseinsberechtigung“ geben, ohne an der Buchmesse selbst den Rahmen der Perspektive sprengen zu müssen, der vorgestellt wird. Wenn auch die Fragen die ich zur Sprache bringe einerseits eine aktuelle Diskussion unter Anarchisten in Belgien wiedergeben, so sind sie, andererseits, hindurch die gesamte Geschichte des Anarchismus schon immer „ein Problemkind“ gewesen.

 

Ein Schritt nach vorne…

Es wurde in unserem begrenzten Kontext schon ein gewaltiger Weg zurückgelegt. Während vieler Jahre wurde jede anarchistische Aspiration in Belgien durch ein Lifestyle-Ghetto zu Tode geknüffelt, worin die einzige Linie die bestand, jene einer sich langsam abzeichnenden Laufbahn bei einer NGO war. Und wenn nur wenige sich selbst Anarchisten nannten, so war das weil es nur wenige Anarchisten gab und man eher von einem Aktionsmilieu sprechen konnte, das verschiedensten Sachen als Zugtier dienen konnte. Dieses Milieu sorgte zeitlich für eine gewisse street-credibility von NGOs, empfand selbst aber auch alles andere als Ekel beim Gedanken an einen flinken Schuss Reformismus. Ein sehr streng umschriebener Pazifismus schien manchmal die ungeschriebene Regel zu sein, die dies alles zusammenhielt: die einzige „politische“ Linie die mit relativ viel Zustimmung rechnen konnte. Von Verbreitung von Ideen war – aufgrund des Mangels an Ideen und Diskussion – nicht die geringste Sprache.

Es hat so einiges gebraucht um aus diesem Ghetto auszubrechen und Initiativen zu entwickeln, die unseren anti-autoritären Wünschen näher kamen. Der Durchbruch kam durch aufeinander folgende Diskussionen und Ereignisse, aber auch dank Veröffentlichungen und des entwickeln verschiedener Aktivitäten. Ich habe von diesem Lernprozess genossen und es sind dabei einige Kampferfahrungen gemacht worden, die unbezweifelt ein Nährboden für interessante Diskussionen liefern. Und doch hat sich, meiner Ansicht nach, der eroberte Horizont auch schnell schon wieder eingeengt.

 

…und einer zurück

Angesichts der Einschränkungen die das aktivistische Milieu uns auferlegte, wurde nach Mitteln gesucht, die den Bruch zustande bringen konnten. Die Entwicklung und Ausarbeitung anarchistischer Ideen, das Erfahren von Aktionen ohne Vermittlung, die Kritik an der abwartenden Haltung, die Kritik an der formellen Organisation, die Verbreitung von Ideen…all dies waren Stück für Stück unentbehrliche Instrumente um zu einem eigenen Projekt zu gelangen. Heute denke ich, dass viele dieser Instrumente erstarrt sind, was sie zu neuen Dogmen oder fixen Ideen macht. Au suivant!

Wo früher Schüchternheit geherrscht hat um Idee zu verbreiten und man so den Taten die daraus hervorgekommen sind, die eigentliche Kraft verwehrt hat, scheint die Verbreitung von Ideen nun erneut einen zentralen Platze einzunehmen. Zurecht wird es als ein Mittel betrachtet den beschränkten Zirkel von Gefährten zu durchbrechen. Aber die Verbreitung von Ideen durch eine gewisse Gruppe von Menschen, erfordert noch immer ein fortwährendes Abtasten, Anpassen und Entwickeln von Ideen. Anders versandet die Verbreitung von Ideen in der Einbahnkommunikation stromlinienförmiger Positionen und ziehen individuelle Klemmtöne den Kürzeren. Oftmals wurde durch die Verbreitung von Ideen die Möglichkeit interner Diskussion und Dynamik zunichte gemacht (keine Zeit mehr für Blätter die die Diskussionen rückkoppeln z.B.).

Das Lifestyle-Ghetto des aktivistischen Milieus liess sich oftmals in Termen von „Autonomie“ umschreiben: der Kampf für ein Jugendzentrum, ein autonomes Zentrum, ein Ort für Aktivitäten…So wurde die Autonomie als losgelöstes Konzept auch zurecht kritisiert, die Erfahrung machend, dass das Erreichen dieser Kampfziele (autonomes Zentrum etc.) oftmals gleichzeitig mit dem Ende des Kampfes tout court einherging. Einzig in Wechselwirkung mit Elementen des Kampfes bleibt die Autonomie lebendig und behält sie einen widerspenstigen Inhalt. Beginnend mit dieser Kritik entwickelte sich jedoch die Neigung, alle Aspekte des Lebens an dem Kriterium des ‘Kampfes’ zu abzuwägen. Die Aktivitäten die nicht in das Kader des Kampfes passten, wurden manchmal somit als individueller Vorzug abgetan, wodurch der ‘Kampf’ auch sofort vom Individuum los gekoppelt und darüber hinaus gehoben wurde. Dadurch wurde meiner Ansicht nach eine wichtige positive Dimension aus der anarchistischen Praxis weg radiert. Die Autonomie komplett auf den Abfallhaufen zu schmeissen (d.w.s. die schnellst mögliche Anwendung unserer Ideen in der Praxis) führt zu einer unnötigen Unterbewertung der Eigenheit und einer grenzenlosen Überbewertung einer abstrakten Freiheit.

Zurecht wurde auch die Passivität und die totale Abwesenheit oder sogar das verdächtig machen eines jeden politischen Projekts kritisiert. Das frei-und-froh wog schwer auf jedem Versuch, eine Dynamik ins Leben zu rufen und Themen mit einer gewissen Bestimmtheit ins Auge zu fassen.Aber auch hier begann die Kritik im Laufe der Zeit an der Aktivität der Kritiker zu schaben: die Betonung wurde immer mehr auf strategische Fragen gelegt und es wurde immer schwieriger einen gewissen Abstand gegenüber den eigenen Aktivitäten zu bewahren. Dadurch wurde der Erstarrung einzelner Methoden und Hypothesen natürlich freie Bahn gegeben.

Der Bruch mit dem ideologischen Pazifismus war möglicherweise der wichtigste. Er illustrierte in der Praxis eine tiefe Verankerung im Legalismus und formte eine enorme Einschränkung für jede anti-autoritäre Aktivität. Sie hat einem Diskurs Platz gemacht, wo Termen wie ‘Befriedung’ aber auch ‘Krieg’ angewendet werden, ohne ein Minimum an Erklärung abzugeben. Dass die autoritäre Gesellschaft befriedigt sein soll, fragt immerhin nach einigen wichtigen Nuancen (sicher wenn man einige Sätze weiter liesst, dass die Gewalt des einen oder anderen Aufstandes nichts ist in Vergleichung mit der täglichen Gewalt der Gesellschaft) und dass Gewalt (nicht zu sprechen von Krieg) per se zu einem aufständischen Prozess beitragen soll, fragt genau so sehr nach Erläuterung, Diskussion etc.

Wir nähern uns den Endnoten dieser Erörterung. Die Kritik am Reformismus war bestimmt eben so fundamental wie die am Pazifismus. Sie sorgte dafür, dass die eindeutige Linie zwischen Verbesserern und Aufständischen sichtbar wurde. Zur gleichen Zeit ist die Kritik am Reformismus zuallererst eine Weigerung der Vermittlung und Bettelei. Sie unterschreibt niet notwendigerweise die revolutionäre Hypothese und ihre schwer beladene Geschichte. Die Frage der Revolution ist, auch in Zeiten die in allen Hinsichten geladener mit Revolution gewesen sind dann die unsere, nie selbstverständlich gewesen. Es hat schon immer Menschen gegeben, die den Term aufgrund seines eigenen Inhaltes weigerten: die Umwälzung von dem einen Zustand in einen anderen. Einen stürmischen, einmaligen Drehmoment in der Geschichte, der für immer mit der Ausbeutung, Unterdrückung und Gehorsamkeit abrechnet. Danach? Windstille, das Stillstehen der Zeit, das Ende der Geschichte, die Endzeit…Es hat schon immer Menschen gegeben, die dem Aufstand, individuell oder Kollektiv, als ein Moment und ein Bestandteil des Lebens, mehr Vertrauen entgegen gebracht haben. Ein Moment der seinen Stempel aufdrückt und sodann wieder weggewischt wird durch einen neuen Golf. Der Aufstand der viele Formen hat, der mich nicht erneut einrichten will, der sich nicht durch eine Flagge einfangen lässt. Der Aufstand der immer eine Methode bleibt und nie zum Ziel an sich wird; den ich in den kleinsten Ecken meines Lebens eben so gut hantieren kann wie im grossen Weltspektakel.

Durch den Impuls der Revolutionen in Nordafrika, dem Mittleren Osten und in kleinerem Masse auch die grossen Aufstände in Griechenland 2008, Frankreich 2005 und selbst London 2011, verloren all diese inhaltlichen Gründe jedoch ihre Relevanz und mussten wir laut einigen damit beginnen uns für die Revolution warum zu machen. Natürlich erkennen wir uns in der Kraft womit Menschen aufstehen gegen die sie umgebenden Zustände, aber die Erkennung und der mögliche Enthusiasmus der daraus hervorkommt scheint mir an sich sehr ärmlich. Angesichts der Ereignisse in Nordafrika, lag die Wichtigkeit viel eher in einer Untergrabung einer neuen Art des demokratischen Kolonialismus und der Gefahr einer fleckenlosen, durch die Weltgemeinschaft begleitete Transition. Dies zu thematisieren oder zum Beispiel über den Nationalismus zu sprechen, der dem sogenannten arabischen Frühling die ersten Knospen abgeknickt hat, ist jedoch bereits ein Zuviel an Kritik gewesen. Wir mussten vor allem voll mit Lob für die Revolution sein und aus unserem faulen Stuhl des anarchistischen Scharfrichters herunter steigen. Was mich selbst betrifft und meinen Teil angeht, verteidige ich diese Kritiken und Bemerkungen vollkommen und denke, dass sie zurecht Äusserungen eines besorgten Engagement sein können. Ein Besorgnis, angesichts der Entwicklungen die die Kraft des Aufstandes selbst erneut trockenlegen wollten: der Nationalismus der die Individuen (ja, auch die Massa Individuen 🙂 ihrer gerade entdeckten Kraft enteignet, der Demokratismus der uns hier die Möglichkeit einer Erkennung entnimmt usw. Das nie erreichte Ziel des Aufstandes, die freieste Entfaltung eines jeden Individuum hin zu seiner Eigenheit, wird genau durch die Empfindlichkeiten und die Handlungen die daraus hervorkommen beschützt.

Der Tanz ist zu Ende: ein Schritt nach vorne und einer nach hinten oder vielleicht doch auch ein bisschen zur Seite hin, und wer weiss welche Pirouetten uns noch erwarten? Auch während dieses Tanzes bin ich unbezweifelt auf viele Zehen gestanden. Wer sich jedoch auch nur während einem Augenblick zu einem bisschen Erkennung und Zustimmung verführen liess, den treffe ich gerne um ein bisschen informell zu plaudern und, warum auch nicht, für eine Diskussion an der kommenden Buchmesse. Wer das gerne möchte, kann mir im Voraus auch immer ein Mail auf die unten geschriebene Mailadresse schicken.

het.onderste.boven@gmail.com

Die Utopie

Schon seit längerer Zeit will ich etwas über gewisse Themen schreiben und nachdem ich einige Texte gelesen habe, glaube ich zu verstehen, dass das jene worüber ich schreiben will, ein Gefühl ist das auch bei anderen Gefährten anwesend ist.

Es geht um eine Anforderung ich schon immer gehabt habe und die niemals gewichen ist, im Gegenteil, in der letzten Zeit hat sie immer mehr Platz in meinen Gedanken eingenommen: ich spreche von der Utopie. Die Idee der Utopie verfolgt mich mit einem neuen und heftigen Nachdruck, und wer weiss, vielleicht weil ihre Suche langsam aber unerbittlich weniger obsessiv anwesend ist, im Herzen von was wir als anarchistische Bewegung definieren können. Diesen Eindruck habe ich zumindest.

Vielleicht kommt es durch die Desillusionen der vergangenen Jahre, die heute als Niederlagen abgetan werden, durch die Ermüdung der Aufsehen erregenden Schläge (eher moralisch als physisch) die immerzu bereitstehen wenn man kämpft und dabei habe ich es noch nicht über die Perspektive die besagt, dass deine wildesten Träume nie Gestalt annehmen werden, aber es scheint mir als ob ein gewisser Trend in der Luft hängt, der sich mit weniger zufrieden stellt: es ist besser einen kleinen Kampf zu gewinnen der uns ein wenig Moral einbläst, als nochmals eine Niederlage zu untergehen gerade wenn wir denken, dass ein definitiver Sieg in Reichweite liegt. Es ist besser die Dinge dieses miserablen Bestehens ein bisschen anzupassen, als das Risiko zu nehmen sie nie verbessern zu können wenn man nach einer definitiven Umwälzung stirbt. Was diese Zeiten uns bieten ist eine permanente Suche nach Anpassungen an Situationen und genau das verdrängt die Spannung, die uns davon abgehalten hat uns anzupassen; die Raserei womit etwas um jeden Preis getan wird um sich ein wenig lebendig und aktiv zu fühlen, trägt das Risiko in sich die analytische Kapazität auf die Seite zu legen, wie auch die Kritik, die für das entwickeln einer eigenen Projektualität nötig ist. Es gelingt uns sogar dasselbe zu tun wie alle anderen und zu sprechen wie alle anderen weil wir denken, dass eine andere Sprache uns unverständlich machen würde und wir somit das Risiko eingehen würden, in Isolation zu verbleiben. Wir nehmen alle an denselben Kämpfen teil und als ob das noch nicht genug wäre, tun wir es auch noch gleich alle auf dieselbe Weise. Wir wenden dieselben, nach einiger Zeit Sterilität verursachenden Mittel an, nur um dann zu entdecken, dass wir unsere kreativen Kapazitäten begraben haben, indem wir zu engmaschig dem Parcours gefolgt sind, den die anarchistische Bewegung in der Vergangenheit gegangen ist. Nur um zu entdecken, dass wir die Vorstellung die wichtig ist für das Weiterführen der Kämpfe die wir angegangen sind, geschwächt haben…

Und wie steht es mit diesen Kämpfen? Als Mittel auf dem Weg nach etwas umfangreicherem und grandiosem, besteht die Gefahr, dass die Kämpfe ein Ziel an sich werden und dass wir auf diesem Weg die Utopie verlieren. Es kommt immer seltener vor, dass ich mit Gefährten über grössere Träume spreche. Dabei meine ich nicht die Tagträume die wir wieder zur Seite legen wenn wir unsere Fantasien von uns abschütteln, sondern ein sublimes Verlangen, nach dem wir uns richten, als etwas wonach man streben will, versuchen zu realisieren. Die Utopie ist für mich keine Trauminsel die nicht besteht in dieser Welt, sondern etwas das das Blut zum Herzen und zum Gehirn jagt, eine Idee die keinen Waffenstillstand zulässt; die Spannung ist es, die mich zum Handeln drängt und gleichzeitig das Bewusstsein das es zulässt, über die Angst zu siegen. Die Utopie ist einer der Gründe warum ich Anarchist bin weil einzig sie mir die Möglichkeit zu kämpfen bietet. Nicht nur für eine neue Welt, sondern für etwas das noch nie Realität gewesen ist. Das ist meine Utopie: der Versuch etwas wahr zu machen, das noch nie in Erfüllung gegangen ist, das Streben um in einer Welt leben zu können, die nicht die Welt von heute ist aber auch nicht jene die vor tausenden von Jahren bestanden hat. Etwas das wir einzig während dem Moment eines aufständischen Bruchs ausprobieren können, ein Moment der nichts weiter bedeutet als die Öffnung einer Möglichkeit, die es mir erlaubt mich nach einem tiefen Abgrund zu begeben und Höhenangst zu erleben, die Möglichkeit hinnehmend, dass sich in der Tiefe entweder etwas schrecklich Faszinierendes oder etwas absolut Furchtbares befindet. Kurzum, ein Sprung ins Unbekannte, ohne im Vornherein zu wissen wie die Gesellschaft wonach ich verlange aussehen muss, sondern beginnend mit dem, wonach ich verlange. Das Undenkbare denken als Grundvoraussetzung, um nach dem Unmöglichen streben zu können.

 

„Derjenige der von Beginn an ans Ende denkt, der das Bedürfnis nach Sicherheit hat, um dieses Ende zu erreichen noch bevor er begonnen hat, derjenige wird sein Ziel nie erreichen.“

A. Libertad

Entlang Brucheslinien

Etwas Seltsames ist passiert. Vor wenigen Jahren noch, wurde an Diskussionen über die Subversion dieser Gesellschaft, immer jene eine Bemerkung hinzugefügt. Als ob es nötig war um jene Prämisse auszusprechen, um nicht direkt beim unvermeidlichen Zynismus zurecht zu kommen. „Aber natürlich werden wir das nie miterleben“ oder „ Falls es jemals soweit kommt“. Dieses nie und jemals, diese beiden Seiten derselben Fata Morgana, hielten die Anti-Autoritäre Bewegung an der Infusion angeschlossen. Sie hinderten uns daran gewisse Fragen offen auf den Tisch zu legen. Sie versahen unsere Aktivitäten mit unsichtbaren Grenzen. Und vielleicht zurecht. Vielleicht konnten wir nicht mehr tun als gewisse Ideen und Taten, im Schatten der Gesellschaft, in der Marge der politischen Protestbewegungen, am Leben zu erhalten. Vielleicht hat die (repressive und ideologische) Reaktion auf die Kämpfe der 70er und 80er Jahre uns zwei Jahrzehnte lang überrumpelt. Die Gesellschaft der 90er und 00er Jahre liess uns nicht viel Luft um zu atmen. Aber wie es auch sei, es hat sich etwas verändert. Obwohl ich noch sehr jung bin, lebt in mir doch der Gedanke, dass die „sozialen Gegebenheiten“ nicht mehr die selben sind. Dass auch eine „anarchistische Perspektive“ nicht mehr die selbe sein kann und dass es bereits verschiedene Experimente gibt, die die neuen Möglichkeiten versuchen abzutasten. Und vielleicht ist es gerade aufgrund meiner jungen Jahre, dass ich überall Veränderung sehen will. In zwanzig Jahren wird sich zeigen ob die Welt noch immer in den gleichen Bahnen verläuft und dieselben autoritären Mechanismen der Ausbeutung und Unterdrückung spielen, ungeachtet einiger wenigen Anpassungen und Ausbesserungsarbeiten hier und dort. Und falls es so sein wird, dann soll es wenigsten daran liegen, dass unser Enthusiasmus es schlichtweg nicht gegen die konservative Gesellschaft aufnehmen konnte. Und nicht daran, dass wir schwiegen während wir eigentlich hätten sprechen müssen oder flüsterten während wir hätten schreien sollen. Lasst uns verhindern, dass der Grund dafür unsere leeren Hände sein werden, mit denen wir wie Bettler entlang dem Wege standen, bittend für ein Krümmel von Protest, während der Fortschritt an uns vorbeizog. Und das alles während wir den Stock hätten ergreifen können und diese makabere Karawane zumindest für einen Moment zum Stillstand hätten bringen können.

Um unsere Wut auf Papier zu bringen und unsere Verlangen in Worte zu fassen, greifen wir regelmässig auf Schriften zurück, deren Ursprung lange vor unserer Geburt zu suchen ist. Diesen anarchistischen Flugblätter aus alten Zeiten wird nicht selten nachgesagt über ihr Haltbarkeitsdatum hinaus zu sein. Nun, lassen wir gerade dies ihre Stärke sein. Anstatt eine Anwendung eines sterilen Models zu sein, eine Reproduktion als Beweis der eigenen Wahrheit, situieren sie sich am schärfsten Punkt des Messers Schneide, zwischen der totalen Kritik und der Anwesenheit in spezifischen Gegebenheiten. Nichtsdestotrotz müssen wir in der Lage sein die heutigen spezifischen Umstände begreifen zu können. Auf sozialem Gebiet kann man heute sehen, dass nach dem neoliberalen, ideologischen Anfall auf den Wohlfahrtsstaat in den 90er Jahren, jetzt mit dem echten Abbruch der sozialen Demokratie begonnen wird, mit der ökonomischen Krisis (pervers gezogen durch die neoliberale Ideologie) als konstante Drohung. Unterricht, Gesundheitswesen, Kultur, öffentliche Verkehrsmittel, Stadtentwicklung müssen nun nicht mehr so sehr ihren Wählermehrwert, sondern viel mehr ihren ökonomischen Mehrwert unter Beweis stellen. An allen Enden muss gespart werden, einzig der Repressionsapparat wird nicht unter Beschuss genommen (auch wenn die Gefängnisse und der Überwachungssektor teilweise privatisiert werden). Zur selben Zeit erzählen uns die europäischen Herrscher Merkel, Sarkozy und Cameron, dass die multikulturelle Gesellschaft gescheitert ist. Kurzum, vorbei mit der sachten Integration, den sozialen Reformen und Subventionen, der Verteilung der Machtsitze unter den Leitern der sozialen Bewegungen und Gemeinschaften. Der soziale Frieden wird uns immer öfter durch hartes Durchgreifen aufgezwungen werden, während Menschen aus dem Boot fallen. Entgegen der Feststellung, dass die Armut zunimmt oder sich aufrechterhält (die Perspektive um die soziale Leiter hinaufzuklettern nicht mehr besteht), dass gewisse Gruppen nicht willkommen scheinen in dieser Gesellschaft, dass einzig (solide) Arbeit Zugang zur sozialen Integration verschafft, dass das Gefängnis ein Ort wird, wo viele mit Sicherheit mehrere Male in ihrem Leben durchlaufen werden, sind die Konflikte auf den Strassen, zwischen den Ordnungshütern und jungen Leuten, zu einer Konstante geworden.

Die Aufstände im Norden von Afrika und ihre revolutionäre Unterströmung finden auch Widerhall auf der anderen Seite des Mittelmeers. Die durch die Medien am meisten thematisierten sind, wie so oft, wahrscheinlich auch jene die am uninteressantesten sind. Die Platzbesetzungen in Spanien (und anderen Ländern) und die Aufrufe zu „echter Demokratie“ scheinen oft nichts mehr als Verzweiflungstaten eines linken Wählerpublikums zu sein, das verwirrt ist, seit die sozialdemokratischen Parteien selbst, das sozialdemokratische Projekt begraben haben. Obwohl ich es sympathisch finde, dass Menschen sich Zeit und Raum nehmen um, wenn auch nicht alles, dann doch vieles in Frage zu stellen, wäre es doch naiv um hierbei stehen zu bleiben; der Pazifismus und der Konsens von öffentlichen Plena nehmen schon viel Zeit und Raum in Anspruch. Es gibt sogar Leute die es wagen zu behaupten, dass die Aufstände in der arabischen Welt pazifistisch waren und sich via Internet organisierten. Die Aufmerksamkeit der westlichen Medien galt vor allem dem Tahrirplatz (die Gründe dafür scheinen natürlich evident), aber ein vages Gefühl sagt mir, dass es doch hauptsächlich die Städte und Dörfer waren, da wo alle offiziellen Einrichtungen der Macht (Parteibüros, Staatsgebäude, Polizeikommissariate) angegriffen und niedergebrannt wurden, die die Regime auf die Knie gezwungen haben. Und wer Twitter während des Aufstandes in Ägypten versuchte zu folgen, verging von Langeweile und der endlosen Reproduktion der Nachrichten von Al-Jazeera (die dann erneut vor allem auf dem Tahrirplatz anwesend waren).

Unabhängig von den Limits der herrschenden Unruhe, gibt es einige ermutigende Konstante. Das grosse Stillschweigen von sowohl Griechenland im Dezember 2008, wie auch den französischen Banlieus in 2005 und anderen sozialen Konflikten gegenüber dem Staat. Es wurden keine Forderungen formuliert, keine Vertreter angedeutet und kein Dialog angegangen. Die Rekuperierungsmöglichkeiten werden dadurch ernsthaft eingeschränkt. Darüber hinaus zeigt die Demokratie deutlich ihren Unwillen um, ausser durch harte Repression, Antworten zu bieten. Sogar gegenüber den „Empörten“ guten Bürgern liess man den Knüppel regieren. Wahrscheinlich entscheidet sich der Staat jetzt für ein Szenario worin er für den Krieg aller gegen alle (oder Gemeinschaften gegen Gemeinschaften) wirbt. Eine Tendenz die bereits anwesend ist und auf anderen Kontinenten sich in voller Entwicklung befindet. Bei einer solchen Geschichte basiert der Staat seine eigene Legitimität auf der Rolle des Schiedsrichters (und nicht gezwungenermassen ein neutraler).

Lasst uns hier deutlich sein; ich bin nicht auf der Suche nach der, auf den sozialen Kontext anwendbaren und unvermeidlich zur Lösung aller Problemen führenden, Formel. Da hinzu kommt, dass der spezifische Kontext überall anders ist. Mit einem Mix aus Amüsement und Empörung haben wir feststellen müssen, dass die Illusion des historischen Determinismus noch immer am Leben ist. Und dass seine prophetischen Worte noch immer viele in seinem Bann vermögen zu halten. So gibt es jene, die den Aufstand oder Bürgerkrieg vorhergesagt haben und gleichzeitig darauf hingewiesen haben, dass er bereits anwesend ist. Oder jene, die voll sind mit Multitude oder Basisdemokratie, sowohl im Sein als in Worten. Der Kapitalismus habe uns einen Dienst erwiesen, indem er die Basis seiner eigenen Negation geschaffen habe. Jetzt müsse man ihn einzig noch von sich abschütteln und dies durch eine Art Formung von Selbstbewusstsein, einem politischen Projekt. Ich verstehe, dass allerhand Marxisten (Post-, Neo-, Akkoladen des jungen Marx oder von dem Marx des Flugblattes über die Pariser Kommune, etc.) ziemlich durcheinander waren, nachdem sich zeigte, dass sich die revolutionären Subjekte in Zielgruppen des Klientelismus und sozialdemokratischer Reformen transformierten. Einige sind vielleicht auch aus pragmatischeren Gründen von Farbe verändert (repressiver Druck, die Wurzel der akademischen Karriere, leere Mitgliedslisten…) In jedem Fall hat ein Teil davon die Dialektik über Bord geworfen. Nun begrüssen sie den Immanismus. Dasselbe philosophische Spielchen mit dem sich auch das Christentum zu erneuern versuchte. Als es allen deutlich wurde, dass es keinen Gott gab der über uns stand und uns strafen und belohnen konnte, und dass leben ohne Gott überaus möglich war, begannen sie uns zu erzählen, dass Gott überall ist (aber doch vor allem in den ‘guten’ Dingen) und dass wir Gott nicht als eine allmächtige (und somit gerechte oder ungerechte) Figur oberhalb der Welt betrachten mussten (auch wenn sie es waren, die dies jahrhundertelang behauptet hatten). So ist der Kommunismus nicht länger das Resultat eines gewalttätigen, politischen Ereignis; der Revolution. Denn er ist bereits anwesend und wir müssen ihn einzig noch zu seinem vollen Bewusstsein bringen. Auf diese Weise verschwindet auch der interessanteste Aspekt der Dialektik, der Bruch nämlich. Der Moment, indem deutlich wird wer Teil der revolutionären Kräfte ausmacht und wer Wert auf den Erhalt der heutigen Gesellschaft legt. In der marxistischen Version wird dies natürlich durch das respektive ökonomische Interesse festgelegt und somit kann nicht wirklich die Sprache einer freien Wahl sein (sonst würden das revolutionäre Subjekt und die Unumgänglichkeit/der Determinismus nämlich ihren Boden unter den Füssen verlieren). Ohne den inhaltlichen Bruch, kann uns sowohl die Multitude wie auch der Bürgerkrieg nicht versichern, dass sie nicht eine Fortsetzung des kapitalistischen Projektes sind, dass sie nicht einfach neue Erscheinungsformen autoritärer Mechanismen sind. Uns muss bewusst werden, dass seit dem Entstehen des Kapitalismus und des Staates, beide ziemlich erfolgreich im ersticken von Widerstand waren, indem sie sich jedesmal erneut einer Reform unterzogen. Durch Rekuperierung und Repression (und falls nötig ein Teil von sich selbst aufopfernd) haben sie sich anpassen und am Leben erhalten können. Und es ist gerade weil sie kein parasitärer Körper sind, sondern sämtliche sozialen Beziehungen durchdrungen haben, dass sie dabei so erfolgreich gewesen sind. Das ist der Grund warum der (individuelle) Aufstand so notwendig ist, zusammen mit der Kritik jeglicher Autorität und dem Willen, andere soziale Beziehungen an zu gehen. Wir müssen diesen Bruch in so vielen möglichen Momenten affirmieren um zu verhindern, dass wir sowohl als Individuen, wie auch in unserem Kampf, uns von autoritären Mechanismen mitreissen lassen.

Die Demokratie steht nicht mehr länger für das Ende des Horizonts, ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Der soziale Frieden wird, durch die Erpressung der Arbeit (und dem Zugang zu Geld um zu überleben und „leben“/konsumieren) und der Repression, immer deutlicher zum auferlegten Frieden. Es genügt nicht mehr Löcher in die Mauer des sozialen Friedens schlagen zu wollen. Ich denke, dass der Einsatz heute höher liegt. Denn der soziale Frieden beginnt bereits viele Risse und Löcher aufzuweisen. Eine Unzufriedenheit und Wut schleicht herum. Und die religiösen und nationalistischen Prediger stehen klar um all dies zu rekuperieren. Wir müssen bereit sein zu zeigen, dass Solidarität, Selbstorganisation und direkte Aktion uns stärker machen können. Dass dies lebende Ideen sind die uns Kraft geben können gegenüber der Leere des kapitalistischen Bestehens. Wir müssen auch im Stande sein, Banden zwischen Gruppen zu kreieren, die sozial und/oder geografisch geschieden sind. Wir müssen eine Kreativität von Taten entwickeln, um die Macht in all ihren Formen anzugreifen und vor allem um die Konflikte aus ihrem traditionellen Territorium wegzuholen und ihnen eine grössere Dimension zu geben. Heute können wir sagen „Wir wollen Revolution“ weil dies keine leeren Worte sind, sondern Worte denen wir jeden Tag erneut mehr Bedeutung geben.

 

_Anon_

Die alte Geschichte des Internationalismus

Ein kurzer Blick auf die Zeit der Ersten Internationalen und der revolutionären Brüderschaften, die damals über die Grenzen hinweg eine permanent aufständische Spannung zu stimulieren und leben wussten, vermag schon viel über die paradoxe Situation auszusagen, in der wir heute leben. Noch nie gab es so viele Transport-, Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten, noch nie ähnelten sich die Umstände verschiedener Länder so sehr und doch scheint es als ob wir, Anarchisten und Revolutionäre, uns noch nie so hart an die staatlichen Grenzen gehalten haben wie wir es heute tun. Paradoxerweise scheint die Globalisierung der Herrschaft Hand in Hand mit der De-Internationalisierung ihrer erklärten Feinde zu gehen.

Es ist nicht so als ob sämtliche Überreste der alten Geschichte des Internationalismus weggefegt wurden aber lasst uns ehrlich sein; die Situation ist miserabel. Einige solidarischen Gesten und, im besten Fall, das Teilen von Erfahrungen und Projektualitäten, ist auch schon beinahe alles. Es reicht ein Blick auf den schändlichen Mangel an Perspektiven im Bezug auf die Aufstände auf der anderen Seite des Mittelmeeres zu werfen (oder wenn man will, auf die Revolte vom Dezember 2008 in Griechenland) um sich darüber klar zu werden.

Die Tatsache, dass die Herrschaft die Kommunikation in eine Ware verwandelt hat, ein Instrument der Abstumpfung und Entfremdung, hat auch den Traum des revolutionäres Internationalismus nicht unberührt gelassen. Heute scheint es beinahe, als ob der einzige Internationalismus innerhalb anarchistischer Kreise, im weltweiten Netz der Verbreitung von Passivität zurück zu finden ist, mit seinem endlosen Strom unbegreiflicher (weil losgelöst vom Kontext und des Lebens eines jeden), unantastbarer (weil einzig bestimmt für Konsum vor dem Schirm) und verfliegender (weil vertrunken in einem wahren Datenbombardement) Information. Selbst das Erleben von Zeit und Raum hat sich tiefgehend verändert. Was heute noch eine Neuigkeit gewesen ist, ist morgen bereits vergessen. Und je schneller das Dort durch die Informationskanäle zum Hier gelangt, desto weniger scheint das Hier mit dem Dort in Dialog treten zu können. Es besteht kein Zweifel; jegliche Erneuerung einer internationalistischen Perspektive muss unmittelbar auch eine neue Erfahrung und Auffassung von Zeit und Raum entwickeln. Anderenfalls bleibt ihr nichts anderes übrig als einzig im Zeit- und Raumkader der Herrschaft zu gedeihen. Wir könnten sogar eine Parallele zum alten Internationalismus legen: in dieser Zeit waren die Nation-Staaten in vollem Wachstum und enthielt die Kreation eines internationalen Raums bereits an sich einen Bruch mit der Herrschaft.

Auf welchen Wegen könnte der Internationalismus, die internationale revolutionäre Solidarität, erneut eine Kraft werden und ihre heutige technologische und aktivistische Verstümmelung überkommen? Dies ist eine Frage die erneut auf den Tisch gelegt werden muss, es sei denn man glaubt, dass je mehr die Herrschaft sich auf universelle Weise etabliert, desto stärker ihre Gegner sich in lokalen Mikrokosmen festigen müssen.

Auch in einer nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit, unternahmen Anarchisten einen Versuch eine neue Art der Internationalen zum Leben zu bringen. Ein Projekt das offensichtlich frühzeitig sein Ende fand. Uns zufolge beginnt die Neubewertung des Internationalismus nicht mit der Formung einer formellen Organisation (unabhängig davon welchen informellen Schein sie sich vielleicht auch geben mag), sondern durch die bewusste Vervielfältigung von Gelegenheiten, von sowohl Diskussionen wie auch dem Kampf. Wir alle wissen wie wichtig und stimulierend es sein kann, Kampferfahrungen auszutauschen. Und wenn es wahr ist, dass die soziale Instabilität in den kommenden Zeiten einzig noch zunehmen wird, und dass die Periode des dreissig jährigen Friedens auf dem europäischen Kontinent seinem Ende nahe ist, dann bleibt kein Zweifel übrig, dass es erneut an der Zeit ist Hypothesen zu entwickeln. Wenn man die Texte liest, die innerhalb der antiautoritären Brüderschaft zu Zeiten der Internationalen zirkulierten, könnte man beinahe von einer Besessenheit von Hypothesen sprechen, einem permanenten theoretischen und praktischen Abtasten des sozialen Horizonts nach Gelegenheiten, um das Feuer an die Lunte zu legen und den Aufstand vorzubereiten. Heute spricht uns nicht nur ihr revolutionärer Elan, ihr unzähmbarer Enthusiasmus noch immer an, sondern auch ihr Mut um Fehler machen zu dürfen, um zu verlieren, um Niederlagen zu erleiden (oder eher, eine ganze Reihe von Niederlagen). Wer heutzutage nicht bereit ist mit seinem Kopf gegen die Wand zu laufen, eine immerzu mögliche Konsequenz des Willens, die Utopie in den Schoss des Zusammenstosses zu lotsen, kann sich besser mit der Kontemplation der Ereignisse beschäftigen. Denn die Komplexität der kommenden Konflikte; die Spannung, als was es einige beschreiben, zwischen dem sozialen Krieg und dem Bürgerkrieg; der Verlust der Sprache, um Ideen und Träume zu übermitteln; die tiefgehende und unverkennbare Verstümmelung vom Individuum, sind nicht simple Voraussagen, sie sind bereits jetzt schon Tatsachen. Es liegt an uns erneut den Mut zu finden zu träumen, es zu wagen diese Träume in der Erarbeitung revolutionärer und aufständischer Hypothesen zu verwirklichen, ob die nun ihren Ausgangspunkt in einer explosiven Situation haben, einem spezifischen Kampf der bis zu seiner Konsequenz des Anfalls geführt wird, einem mutigen Versuch entgegen dem Aufmarsch der Schlachtung und des Bürgerkrieges in Aufstand zu kommen,…

Vielleicht kann ein Beispiel hier verdeutlichend wirken. Die Aufstände auf der anderen Seite des Mittelmeeres haben zeitweilig die Pforten Europas forciert. Zehntausende von Menschen begaben sich illegal über die Grenzen und viele unter ihnen trugen noch immer die süsse Erfahrung der Revolte mit sich herum. Konfrontiert mit dieser völlig neuen und unvorhersehbaren Situation, reicht es nicht mehr aus unsere bekannten Rezepte über den Kampf gegen die Ausschaffungsknäste und Grenzen erneut zum Einsatz zu bringen. Bewaffnet mit den Kampferfahrungen die wir bereits gemacht haben, hätten wir vielleicht reell und konkret über eine Hypothese nachdenken können, die, durch die zehntausenden von Menschen, den Aufstand auch wirklich auf den europäischen Kontinent hätte bringen können. Dasselbe gilt übrigens auch für die Periode von Aufständen in Tunesien, Ägypten,…selbst: welche Initiativen hätten wir nehmen können um die Fackel des Aufstandes auch hier zu entzünden, oder um bescheidener zu beginnen, wie hätten wir die Revolten dort verteidigen und unterstützen können? Warum haben wir nebst symbolischen Akten nicht auch wirklich und definitiv die Botschaften dieser Länder besetzt und die Botschafter selbst verjagt, die, wie vor allem im Falle von Libyen, regelrecht Söldner am rekrutieren waren um zu Hause Aufständische abzuschlachten? Ich nehme an, dass hiermit unmittelbar deutlich wird, dass es unentbehrlich ist sich auf internationalistischer Ebene möglichen Hypothesen anzunähern.

Lasst uns diese Sache vielleicht auch noch von einer anderen Seite betrachten. Wie oft sind wir in spezifischen Kämpfen bei Momenten angelangt, wo es uns simpel an einer genügenden Anzahl Gefährten fehlte (sowohl in quantitativer wie auch in qualitativer Hinsicht) um zu probieren was möglich schien?? Wir müssen uns selbst nicht zum Narren halten. Während der Reihe von Aufständen in Europa waren nie einzig die Gefährten die dort wohnen anwesend! Wie oft könnte der härter werdende Griff der Repression während eines spezifischen Kampfes (erhöhte Überwachung der betroffenen Gefährten, Druck, Einschränkung des Bewegungsraumes und auch die Zeitvergeudung des Umgangs mit den Wachhunden des Staates) nicht entkräftet werden durch das Kommen und den zeitlichen Verbleib einer Anzahl Gefährten? Ich glaube, dass wir uns getrauen sollten, diese Frage ohne a priori’s und Angst in Betrachtung zu ziehen und nach möglichen Wegen zu suchen. Es ist nicht undenkbar mit internationalen Formen von Koordination zu experimentieren, ohne dabei auf formelle Erklärungen, offizielle Kongresse oder, was irgendwie die andere Seite desselben Blattes ist, eine totale Heimlichkeit zurückzugreifen, was einzig bei den Untersuchungsrichtern die Phantasmen der Internationalen schüren würde. Vielleicht lässt sich auch darüber nachdenken wie, z.B. durch ein regelmässiges Korrespondenzbulletin, eine eigene Temporalität und ein eigener Raum geschaffen werden könnte, der nicht länger von den nach Macht stinkenden Informationskanälen abhängig ist.

Über diese Fragen lässt sich unbezweifelt noch viel mehr sagen, als in diesem Text getan wurde. Ich bin mir davon bewusst, dass dieser Text einzig vermag ein paar Steine ins stille Wasser zu werfen aber ich hoffe, dass sie zu einer Diskussion beitragen können die es sich zutraut einen Anzahl Möglichkeiten den Weg zu ebenen.

 

Ein Reisender

Im Käfig der Dogmen…

Es war nicht nur die soziale Befriedung die unsere revolutionäre Vorstellungen während all der Jahre in eine Zwangsjacke drängte. Es war nicht nur die Welt der Macht und des Geldes, die unsere wildesten und eigensinnigsten Träume erstickte und eintauschte für Ware die unmittelbar zu konsumieren ist. Es war auch nicht nur das grosse Gesprächscafé der demokratischen Meinungen, das unsere Ideen daran hinderte zu wachsen und sich auszubreiten. Genauso war es auch bei weitem nicht nur die allgemeine Verschiebung nach Rechts, die uns das Schweigen auferlegte und uns dazu zwang, unsere tiefsten Verlangen, Gedanken und Wörter hinunter zu schlucken.

Es sind eben so sehr die Dogmen unserer eigenen Bewegung die uns unsere Hände jahrelang gefesselt und uns am Sprechen gehindert haben, uns wie ein Klotz am Bein gehangen haben. Wir haben zu lange geglaubt, dass das verbreiten unserer Ideen etwas Schlechtes ist weil wir nicht Stalin oder Hitler haben ähneln wollen. Wir haben zu lange geglaubt, dass wir unsere Ideen nicht verbreiten dürfen, da wir bang gewesen sind mit Missionaren verglichen zu werden. Genauso wie man Wasser mit dem anti-autoritären Wein vermengt, um niemanden zu schockieren. Zu lange, viel zu lange, haben wir uns selbst ein Tuch um die Augen gebunden und geglaubt, dass unsere Ideen nicht zugänglich, unverständlich für „die Massen“sind. Wir hatten vergessen, dass unser befreiender Weg bei einem individuellen Verlangen nach Freiheit und Experiment begonnen hat und, dass die Konfrontation mit anti-autoritären Ideen uns einen Stoss nach vorne gegeben hat. Eingeschlossen in unseren Ghettos, unseren Gedanken, denkend so anders als der ganze Rest zu sein. Dass die Spuren dieser Ghettos, in einer jungen Bewegung die sich selbst davon frei gebrochen hat, noch immer anwesend sind, ist nicht verwunderlich. Nicht verwunderlich, aber doch störend. Sie hindern uns daran unseren Stolz zu voller Blüte aufblühen zu lassen, unser Stolz uns auf anti-autoritäre Ideen zu stützen, als Anarchisten unter freiem Himmel, in der Welt. Die Ghettos haben dafür gesorgt, dass wir nicht mehr in Worte fassen konnten was in uns sitzt, dass wir uns selbst als Marginale betrachtet haben. Innerhalb der Ghettos wurde uns verboten nach zu denken, denn das war etwas für Intellektuelle. Es wurde uns verboten zu schreiben, denn das taten nur Studierte. Und so lernten wir, abhängig davon mit wem wir sprachen, uns in anderen Worten auszudrücken, drehend mit dem Wind, immerzu drehend mit dem Wind.

Für all jene die nachts über die Revolution fantasierten, war es schwierig, diesen Traum im Leben zu halten. Denn die Welt um uns herum wurde immer totalitärer. Gefährten sagten, dass wir unsere jugendlichen Träume begraben mussten, da es schlussendlich doch keinen Sinn hatte. Verlangen nach Revolution, wurde gesagt, war nichts anderes als warten auf den grossen Abend. Selbst sprechen über ein Verlangen nach Revolution durfte man nicht, denn das bedeutete, den Menschen eine Fata Morgana vors Gesicht zu halten, grossmäulerisch Säcke voll mit Luft zu verkaufen. Einige Gefährten beschlossen nicht warten zu wollen, vergassen jedoch, dass dies nicht bedeutete unsere revolutionären Träume auf die Seite legen zu müssen. Das Handeln im Hier und Jetzt wird manchmal durch das Greifen nach dem Unmittelbaren eingeschränkt, während das carpe diem nicht bedeuten muss, dass es keine Zukunft gibt. Dass gerade das Erobern des Jetzts der einzige Weg nach einer freien Zukunft ist und dass wir es dafür tun.

Und so wurden die Dinge in unserem Kopf zu einem festen Block gemeisselt. Und wir begannen zu glauben, dass wir den anderen, jenen Menschen die nicht zu unserem Klub gehörten, keine Vorschläge machen durften. Denn wir wollten keine Politiker sein, keine Autoritären. Wir wussten, dass die Selbstorganisation uns wichtig war, wollten andere jedoch, zimperlich wie wir waren, nicht mit unseren Erfahrungen bereichern. Und wir vergassen, dass vielleicht auch noch andere waren, die uns bereichern könnten. Aus lauter Angst etwas zu sein, das wir nicht sein wollten (und sowieso auch nicht sind), errichteten wir Mauern rund um unsere Füsse herum.

Zusätzlich zu den anderen Dogmen kam auch noch jenes hinzu das besagt, dass wir beim Hören von Neuigkeiten über Revolten, nicht zu enthusiastisch sein mussten, denn wir mussten uns alle daran erinnern und sogar bekräftigen, dass dies keine anarchistischen Revolten waren. Wir sind keine Supporters der Massa, warten nicht auf den Moment bis wir endlich mit genug Leuten sind, bevorzugen individuell geteilte Wege und nicht anonyme Kollektivität, bevorzugen das Entwickeln befreiender Ideen, nicht die sich ins Unendliche erstreckende Vagheit, die ein idealer Nährboden für neue Führer ist, aber…Eine grosse Gruppe Menschen ist nicht gezwungenermassen eine Massa und kann genau so gut eine Gruppe Individuen sein. Eine Revolte negativ zu qualifizieren weil es eine Gruppe Menschen betrifft, basiert sich auf Nichts und nochmals Nichts. Ihre Protagonisten jedes Mal aufs Neue auf Abstand mit den anarchistischen Massstäben zu messen, macht den Anarchismus zu einer Nervensäge, einer paralysierenden Meinung und nimmt ihm die Lebendigkeit des Kampfes.

Und schlussendlich hatte auch die Solidarität diesen einen Weg zu begehen: ihr wurde den Stempel des Aktivismus aufgedrückt, anstatt zu versuchen, ihr ihren revolutionären Inhalt zurück zu geben.

 

…hilft dem Wind des Aufstandes uns zu befreien..

Heute sind Dinge am Gange, die etwas tief in uns wach rütteln. In vielen von uns sitzt da noch immer der alte Traum: kämpfen für die Freiheit. Halb nackt aber jeder mit seinem Bündel voll Erfahrungen, versuchen wir über Aufstand und Revolution nachzudenken. Es gibt so einge die sagen, dass uns das alles nichts angeht, dass in Nordafrika Aufruhr herbeigeführt wird, wie im Mittleren Osten. Warum sollten wir uns mit Dingen beschäftigen die sich in anderen Kontinenten vor tun? Um zu beginnen, lasst uns zuerst einmal deutlich machen, dass es sich hierbei nicht einfach um Dinge handelt, sondern um einen Volksaufstand, um Menschen die sich organisieren, die ihren Rücken richten, gegen die Macht und gegen ihre jahrelange Unterdrückung. Wenn wir uns als Anarchisten hierin nicht erkennen können, sollten wir uns besser die Frage stellen, wohin unsere Kampflust sich verflüchtigt hat, ausgetrocknet. Darüber hinaus sind wir Internationalisten. Lasst uns die Grenzen, die der konstant steigende Nationalismus auch in unsere Köpfe gekerbt hat, herausfeilen. Dann kommt noch hinzu, dass diese Aufstände auch für uns, hier und jetzt, einen magischen Charakter haben. Sie haben die Möglichkeit des Aufstandes wachgerüttelt. Diese mutigen Menschen auf der andern Seite des Mittelmeeres und anderen Orten, haben uns geholfen die Mauern unseres Horizonts herunter zu reissen, und zusammen mit uns, viele andere auch. In den Strassen der Stadt wo wir wohnen, findet das Wort Revolution einen ungekannten Wiederklang. Schlussendlich kann niemand tun als ob die Situation dort nicht in direkter Verbindung mit unserer Situation hier steht. Die Politiker und Kapitalisten von überall sind nicht nur die Führer überall und verbinden unsere Situation daher auch mit denjenigen an anderen Orten in der Welt, es ist zum Beispiel auch eine Tatsache, dass die Aufstände in Nord Afrika eine Zeit lang die Tore vom Ford Europa zu stürmen vermochten. Durch das Verschwinden von Ben Ali und Mubarak und der unter Bezwang stehende Macht Khadafis, ist die Autorität, die Europa dabei half ihre himmlischen Tore zu bewachen, verschwunden. Für wie lange weiss man nicht. Lampedusa strömt voll, Berlusconi verteilt Übergangs Visa’s, Frankreich stoppt Züge an den Grenzen, in Paris besetzen Tunesier ein Gebäude, Belgien will schärfere Grenzkontrollen, und so weiter. Die Situation in unseren Ländern verändert sich de facto durch die Aufstände anderswo.

Zur gleichen Zeit brodelt es auch schon eine Weile auf dem europäischen Kontinent. Proteste gegen die Sparmassnahmen, das finale Demontieren des Wohlfahrtsstaates wie wir ihn gekannt haben. Von Portugal über Frankreich, England, Kroatien, Serbien, Albanien bis hin zu Griechenland. Überall in Europa gibt es unzählige Menschen, die all jenes worin man ihnen sagte zu glauben (hart arbeiten, konsumieren und sparen und dann in Pension gehen, verdiente Ruhe), vor ihren Augen in Luft aufgehen sehen. Wir könnten alle möglichen Katastrophen Szenarios voraussehen. Davon ausgehen, dass dieser historische Moment in Exzessen des überall anwesenden Fremdenhasses münden wird. Pogrome, massenhafte Ausschaffungen, was weiss ich. Aber es besteht auch eine Chance, dass jene letzten Aufstände etwas anderem Leben einblasen können. Etwas das weder mit Protektionismus noch mit Rassismus zu tun hat. Besteht die Möglichkeit, dass all diese brodelnden und potenziell explosiven Situationen einander beeinflussen können?

Ein anderes Domszenario ist jenes, welches bereits seit Jahren zur Realität geworden ist: das bauen neuer Gefängnisse und Ausschaffungslagern überall. Das sähen von Kameras überall. Die Ausbreitung der Kontrolle und des Repressionsapparates überall. Das Eindringen der Kontrolltechnologie ins „soziale Leben“. Die Antwort von Staaten auf Aufstände ist deutlich: Repression, auch präventiv. Aber während eines Aufstandes ist so vieles möglich. Das haben die tausenden, in den letzten Monaten, aus dem Gefängnis ausgebrochenen Gefangenen bewiesen. Zugleich ist es während eines Aufstandes besonders einfach, die repressive Infrastruktur des Feindes aus dem Weg zu räumen. Sie experimentieren mit Mitteln, um die Metropolen kontrollieren zu können. Aber was passiert wenn ihr Kameranetzwerk nicht mehr funktioniert? Es besteht keine einzige Metropole wo die Bullen beliebt sind und es gibt auch keine Metropole wovon man sagen kann, dass sie vollständig unter der Kontrolle des Staates steht. Während eines Aufstandes erblühen erneut alte revolutionäre Taten: Taten der Solidarität, Selbstorganisation, Angriffe auf feindliche Strukturen..

 

…und den Inhalt unserer Praxis zurück geben…

Es gab Zeiten, wo man gewisse Worte und Taten nicht von ihrem revolutionären Inhalt scheiden konnte. Es erschien einfach um, mit Hilfe der anarchistischen Ideen, die Welt in Worte zu fassen.

Es waren Zeiten worin die ant-autoritären Ideen und Taten, die auf die Umsetzung dieser Ideen ausgerichtet waren, lebten.

So können Menschen heutzutage die Solidarität mit Aufständen und gefangenen Gefährten als Aktivismus betrachten, während die Solidarität essenziell ist für jeden Aufstand und jede Revolution und somit auch für jedes revolutionäre Projekt. Wenn Aufständische in der einen Stadt, in Solidarität mit der anderen Stadt, auf die Strasse kommen, brauchen wir nicht zu zweifeln. Dies ist ein notwendiger Bestandteil der revolutionären Praxis.

Heutzutage bleiben wir jedoch oft in einer endlosen Beschreibung aller hässlichen Dinge der Welt stecken. Wir sprechen zurecht z.B. über einen Bullenmord aber oftmals kommen wir nicht weiter als die Tatsache, gegen das Gefängnis und die Bullen zu sein. Wir teilen weder die Basis von unserem Willen zu Handeln noch unser Verlangen nach einer Welt ohne Autorität mit anderen Menschen. In der Stadt in der wir wohnen z.B. liebt beinahe niemand die Bullen und das Gefängnis. Zu wiederholen, dass wir gegen das Gefängnis sind, wird uns in diesem Fall nicht viel weiter bringen. Wir haben mehr zu sagen, viel mehr. Sicher jetzt wo sich ein grosser Teil des wahren Gesichtes des Staates an vielen offenbahrt, können wir auch über andere Dinge sprechen. Dinge die die Untergrabung dieser Gesellschaft stimulieren.

 

…in einem Kampf ausgerüstet mit einer revolutionären Perspektive…

Was benötigen wir für einen Aufstand oder eine Revolution? Was müssen wir uns aneignen und welche Aneignung können wir bei anderen stimulieren? Wie können wir revolutionäre Vorstellungen schüren? Wie können wir die anti-autoritären Ideen und Taten zu etwas denkbarem und lebendigem machen? Wie können wir dafür sorgen, dass wir von einer starken Basis aus handeln, eine Basis der Qualität eher dann Quantität. Wie können wir die Konfliktualität ankurbeln und mit unseren Ideen mengen? Wie können wir die Selbstorganisation mit Affinität stimulieren und Solidarität anfachen? Wie können wir die Grenzen hinter uns lassen und Internationalisten werden? Wie steht es mit Terrainwissen? Können wir auch mit anderen Arten des Kampfes als dem spezifischen Kampf experimentieren? Wie kann der spezifische Kampf in Austausch stehen mit Konfliktualitäten die sich ausserhalb dieses spezifischen Terrains entwickeln? Können wir die Momente in denen die Linien Form bekommen stimulieren und entwickeln, die Linien zwischen jenen, die für die Autortät und jenen die dagegen kämpfen?

Ein Projekt mit einer revolutionären Perspektive richtet sich nicht nach einem Sieg, sondern ist ein permanentes Ereignis. Was jedoch nicht sagen will, dass sich die Akteure blindlings ins Gefecht werfen. Nachdenken über das wo, wann und wie kann nicht einfach als „pure Theorie“ abgetan werden.

Die konkrete Einfüllung eines Kampfes mit diesen Perspektiven variiert van Kontext zu Kontext. Die bewusste Anwendung von Mitteln hängt sowohl von der Vorliebe von Gefährten, wie auch vom Kontext, worin sie agieren, ab. Viele haben sich verschiedene Mittel angeeignet und es liegt an uns darüber nachzudenken wie wir diese anwenden wollen.

Wir merken, dass das Wort Revolution durch viele in den Mund genommen wird, während der Inhalt ihrer Revolution uns abschreckt (die Indignees und ihr unzähmbares Rekuperationsvermögen hängt uns zum Hals heraus). Wenn wir über Revolution sprechen, können wir die Ideen die uns dabei inspirieren nicht davon loslösen. Revolution ohne Inhalt ist eine gefährliche Hülle, was jedoch nicht im geringsten sagen will, dass uns das daran hindern wird, uns den heutigen Herausforderungen zu stellen. Und Herausforderung gibt es zu genüge. Sie entfalten sich wie Blumen vor unseren Augen. Wir werden dem Wein kein Wasser beimengen aber das Bewusstsein, dass die Dinge weder schwarz noch weiss sind (es gibt wenige Anarchisten aber viele Menschen die ein Bedürfnis nach Freiheit haben und die genug von diesem elendigen Bestehen haben) befähigt uns zu probieren, zu entdecken. Immerhin haben wir so einiges zu bieten. Jahrelange Erfahrungen in verschiedenen Kämpfen (sei es in der Besetzerbewegung oder in spezifischen Kämpfen wie z.B. gegen die Ausschaffungslager) aber auch in Experimenten mit Mitteln und der Suche nach neuen Möglichkeiten und Einfallswinkeln bei der Entwicklung von Affinität und Ideen,…Dies hat nicht zum Ziel uns selbst in den Himmel zu jubeln. Aber wie kommt es, dass jedes Mal wenn uns Menschen auf der Strasse fragen: „Was können wir tun?“, wir nicht wissen was darauf zu antworten? Wir, die besessen sind durch die Frage was wir tun können, sind nicht in der Lage auf diese Frage einzugehen…

 

Aus tiefsten Verlangen, eine Welt der Freiheit

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